Die Gemeinschaft, die wir meinen
Wir wollen einen Ort für selbstorganisiertes, gemeinschaftliches Leben schaffen, jenseits von Vereinzelung als Kleinfamilie oder Single. Dabei ist uns wichtig, unser Leben entsprechend der Bedürfnisse der Bewohner*innen zu organisieren. Das von uns gedachte „Wir“ erstreckt sich auf alle Menschen, die ein emanzipatorisches Experiment wagen wollen; „emanzipatorisch“ verstehen wir als Befreiung aus eigener Unmündigkeit und den Fesseln von Tradition, gesellschaftlichen Normen und vorgegebener Weltanschauung, mit dem Ziel, mehr Freiheit und Gleichheit zu gewinnen. So wollen wir jenseits von Kategorien wie z.B. Geschlecht, Alter, Ethnie, Bildung, Gesundheit, Aufenthaltstitel oder sexueller Orientierung ein möglichst herrschaftsfreies und solidarisches Zusammenleben entwickeln.
Das Eigene im Gemeinsamen finden, bewahren und verteidigen
Im Projekt werden wir versuchen, mit den Grenzen zwischen Individualität, Kollektivität und Öffentlichkeit zu experimentieren. So planen wir, unsere materiellen, sozialen und ideellen Bedürfnisse zunehmend im Rahmen einer gemeinsamen Ökonomie zu befriedigen. Dabei wollen wir uns aber auch verpflichten, jeder*m Bewohner*in eigenen Raum als individuellen Rückzugs- und Gestaltungsort zur Verfügung zu stellen.
Das Eigene als Entscheidungsgrundlage des Gemeinsamen
Entscheidungen werden nicht über die Köpfe der im Projekt lebenden Menschen hinweg getroffen. Wir werden auf dem Konsensprinzip aufbauende Verfahren so nutzen, dass alle zusammen die Entscheidungsfindung gestalten, sich niemand einer Mehrheit unterordnen muss und gemeinschaftlich getragenes Handeln möglich wird.
Der Reichtum der Kollektivität
Indem wir Güter (Fahrzeuge, Werkstätten, Waschmaschine, Küche…) gemeinsam nutzen, sparen wir einerseits Ressourcen und erhalten andererseits ein Mehr an Möglichkeiten. Um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, werden wir verschiedene Tätigkeitsbereiche schaffen. Diese sollen so strukturiert werden, dass die unterschiedliche Bewertung von unbezahlter Reproduktions- und bezahlter Produktionsarbeit überwunden wird. All das soll dazu führen, dass keine*r verzichten muss, sondern größtmöglicher Genuss und Zufriedenheit erreicht werden.
Das Wohnprojekt in Beziehung zur Gesellschaft
Unser Projekt ist nicht losgelöst von den Bedingungen in dieser Gesellschaft. Gerade aus diesem Grund wollen wir nicht nur innerhalb des Wohnprojektes politisch handeln.Indem wir öffentliche Räume schaffen, schaffen wir die Möglichkeit sich zu begegnen, zu informieren, zu diskutieren und vor allem um Pläne für eine gerechtere Welt auszuhecken. Diese Räume sollen offen und veränderbar sein und durch vielfältige Projekte in die Umgebung wirken. Dabei denken wir sowohl an die politische Intervention, als auch an den Aufbau bedürfnisorientierter ökonomischer Netzwerke und an die Verknüpfung mit anderen emanzipatorischen Projekten, Gruppen oder Einzelpersonen.